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Persönlicher Eindruck von der Mitgliederversammlung des BRE in Halberstadt(Kloster Michaelstein) am 9. November 2003 und einige Schlussfolgerungenvon Reinhard Ring |
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Bericht AKR 2003Karl Heinrich Ehrenforth zur Rhythmik
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Nachdem viele verwundert gefragt haben, was bei der Mitgliederversammlung vor zwei Wochen vorgegangen sei, hier ein Bericht.
Ist das wahr?Ja, die Anwesenden stimmten fast geschlossen für die Erhöhung des Beitrags in 2004 von € 51 auf € 180,- . 22 Mitglieder entschieden, dass 700 Mitglieder für ein Jahr mehr als das Dreifache bezahlen müssen. Nein, vorher kündigen könne niemand, weil die Kündigungsfrist für 2004 am 30. September abgelaufen sei.
War das die einzige Möglichkeit?Nein, aber offenbar ließ die Drohung mit dem Insolvenzverfahren 22 Mitglieder von 24 anwesenden den Forderungen zustimmen. Dabei wäre ein Insolvenzverfahren ein sauberer Schnitt gewesen, ein Kassensturz und ehrlicher Neuanfang.
Zum Vergleich: Beim Deutschen Musikrat wurde 2002 durch einen Insolvenzantrag die Strukturreform und ein Neuanfang möglich. (Zu der Entwicklung des Deutschen Musikrats hat die Neue Musikzeitung hier ein Dossier zusammengestellt.)
Bei der Mitgliederversammlung des BRE wurde Dr. Joachim Kreutzkam in den Vorstand und vom Vorstand zum neuen ersten Vorsitzenden gewählt. Damit ist der BRE der erste Rhythmikverband, dessen Vorsitzender weder Rhythmiker noch Musiker ist.
Wie kommt es zu so einer Entwicklung?Leider war diese Entwicklung absehbar. Die neue Spitze des Verbandes hatte schon vorher eigenwillige Vorstellungen von Rhythmik zu verwirklichen versucht. Herr Kreutzkams Vorschläge zur Umbenennung der Disziplin Rhythmik (1997 "Ästhetisch-somatische Kommunikationspädagogik", 1999 "Kinesomatik") waren ja nicht spontan oder heimlich, sondern schriftlich und öffentlich geäußert worden. Auch das Memorandum zur "Rhythmik als Propädeutik der körperlich-sinnlichen Wahrnehmung (2003)" belegt den Verdacht, dass hier einer die Rhythmik als Spielwiese benutzt. Wenn dies nicht gestoppt wird, wäre das ein Rückfall in die schwammige Zeit der 60er Jahre, als es schon einmal Versuche gab, die Rhythmik in Deutschland mit außermusikalischen Verfahren gleichzusetzen, etwa durch eine Umbenennung zu "Sensomotorik". Die Rhythmik wurde in Deutschland schon oft verwässert und zweckentfremdet. Diese einst durch Leo Kestenberg zum anerkannten Hochschulfach aufgestiegene Disziplin war dadurch immer wieder in ihrer Legitimation gefährdet. In den letzten Jahren hat beim BRE das Interesse der Verwaltung die Interessen der Mitglieder zurückgedrängt. Diese Gefahr aller Verwaltungen, ohne ausreichende Kontrolle von der dienenden zur bestimmenden Rolle zu wechseln, hat mit der Mitgliederversammlung 2003 einen traurigen Höhepunkt erreicht. Zum zweiten Mal hintereinander haben alle Vorstandsmitglieder (mit einer Ausnahme) nach nur einer Periode aufgehört. Der Vorstand konnte seine kontrollierende Aufgabe immer weniger wahrnehmen, denn ehrenamtliche Vorstandsmitglieder haben neben ihrer Berufstätigkeit nicht die Zeit und Kraft, einer Verwaltungskraft mit Festanstellung etwas entgegenzusetzen. Eine Verwaltung hat nicht immer das gleiche Interesse wie die Mitglieder eines Verbandes, das ist ihr gar nicht vorzuwerfen. In den letzten Jahren verselbständigte sich dieses Verwaltungsinteresse jedoch übermäßig. Die Ministerien brachten Subventionen für Projekte und ermöglichten eine Ausweitung der Geschäftsstelle. Der Preis dafür war, dass alles in die jeweiligen Richtlinien dieser Bundesministerien passen musste. Kultur ist aber Ländersache, also bekam der BRE eine Schlagseite zur Sozialpolitik, zu "RisK" und Gender-Studies. Mitglieder-Interessen für eine Rhythmik außerhalb der Sozialpädagogik wurden zurückgewiesen. Ein extremer Fall von Ignoranz war es, dass die Verwaltung Karl Lorenz, der den Verband über Jahrzehnte aufgebaut hat und auf Beschluss der Mitglieder zum Ehrenvorsitzenden ohne Beitragsverpflichtung ernannt wurde, wiederholt Zahlungsaufforderungen für den Mitgliedsbeitrag schickte, ohne sich später dafür zu entschuldigen. Darauf ist unserer Ehrenvorsitzender ausgetreten.
Schon seit einigen Jahren wird bei Projekten immer weniger gefragt, ob sie sinnvoll seien, sondern ob sie subventioniert würden. Ein Arbeitskreis, wie der unsere, passt da nicht mehr in das Subventionsdenken hinein. Wir bekamen keinen Cent zu sehen, auch nicht von den Mitgliedsbeiträgen.
Und jetzt?Nur zwei haben gegen die Mitglieder-Belastung in dieser Form gestimmt, jedoch zeigt sich, dass dies auch im Interesse anderer Arbeitskreismitglieder gewesen war. Bei der Mitgliederversammlung hatten wir keine Chance. Alles war perfekt vorbereitet. Ein Verbandsmitglied hatte sich zur finanziellen Unterstützung in sozialen Härtefällen bereit erklärt. Ob damit mögliche Kritiker gleich zum Verstummen gebracht werden sollten? Es ist allerdings denkbar, dass noch mehr Mitglieder des BRE anders denken und sich eine Gruppe für einen Neuanfang findet. Man denke nur an die Zeit, als der BRE noch nicht der am höchsten subventionierte Rhythmikverband der Welt war und dennoch wirkungsvoll für über 1000 Mitglieder arbeitete und eine eigene Zeitschrift pflegte. Das Forum der BRE-Homepage ist bis jetzt nicht wieder zugänglich. (Nachtrag 30.12.03: Nach offizieller Auskunft ist sie Hackern zum Opfer gefallen und soll "... so schnell wie möglich wieder installiert" werden. Brief des 1. Vorsitzenden vom 2.12.2003)
Wir würden uns hier über ein Feedback von Ihnen als Mitglied freuen, bitte mit dem Hinweis, ob wir es im geschützten Bereich unserer Homepage veröffentlichen können.
Reinhard Ring 23.11.2003
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