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Nina Gorter, 

aus ihrer Veröffentlichung Rhythmus und Sprache, Berlin 1915

 

(der Text ist handschriftlich vervielfältigt im Verlag Winkelmann und Söhne, Berlin erschienen)

 

S. 29

 

Soldatenlied, Hoffmann v. Fallersleben

 

Wie es geübt werden kann.

 

z.B. In der Sprachstunde spricht 1. ein Kind:

 

„Ein scheckiges Pferd,

ein blankes Gewehr

und ein hölzernes Schwert,

was braucht man dann mehr?"

 

indem es die schweren Silben mit sich gleich bleibender Kraft betont (die Füße),

 

2. nun spricht ein zweites Kind dasselbe, indem es die Unterschiede der Betonung hervorhebt: (die Takte)

 

„Ein scheckiges PfErd,

ein blankes GewEhr

und ein hölzernes SchwErt,

was braucht man dann mEhr?"

 

((die betonten Silben zu Taktbeginn (Pferd, Gewehr ...) hat NG zweimal unterstrichen. Hier sind sie durch Großbuchstaben wiedergegeben ))

 

3. Nun sprechen ein drittes und ein viertes Kind abwechselnd, indem jedes immer bis zur

 

S. 30

 

nächsten Atmungsstelle weiter spricht (die Sätze),

4. Nun spricht die ganze Klasse das so gelernte zur gleichen Zeit,

5. bis auf den letzten Vers – (mit der verfrühten Hauptbetonung) – welcher von einem 5ten Kind allein gesprochen wird. Das Kind ist nicht im voraus gewählt worden, sondern der Lehrer wartet bis zum letzten Augenblick und nickt ihm dann zu.

Es spricht, weiterfahrend:

„zu BEtt, Kamerad!"

 

Aus diesem Gedicht sich ergebender Stoff für rhythmische Gymnastik Stunde, welche in der gleichen Woche vorbereitend für die Sprachstunde gegeben werden kann, oder die in der Sprachstunde erhaltenen Eindrücke wiederholt und vertieft.

 

1. Die Schüler schlagen den Zweitakt (die Takte könnten hier „die Arme" heißen!) und gehen auf jedem Schlag drei Schritte (die Silben)

2. Sie unterlassen den zweiten Schritt vom schweren Schlag (die Pausen, die Sätze) und auf 2

 

S. 31

 

bleibt die Klasse stehen, während zwei Kinder (oder zwei Gruppen) je einen Satz abwechselnd abschreiten,

3. Auf hop! wird die nächste Gruppe ihren Satz schon beim zweiten Schritt – nicht erst beim dritten anfangen – s. 15ten Vers.

4. Auf hop! wird die gehende Gruppe ihren Satz bis zur doppelten Länge weiterschreiten, und die nächste Gruppe wartet noch so lange

(Satzbau Vers 9 und 10)

11 und 12

13 und 14)

5. Auf hop! wird anstelle des zweiten – leichten Schlages, der erste – schwere – noch einmal geschlagen (pathetische Engführung der Hauptbetonungen s. Vers 15 und 16).

 

 

S. 32

 

Gleichheit           Freiheit

 

Silbe = Silbe       Dreimal eine Silbe in doppelter Länge

Fuss = Fuss

Takt = Takt        Ein Takt halber Länge

 

33

 

Satz =Satz     Drei (oder vier) mal eine doppelte Satzlänge

Vers = Vers    Dreimal nur eine Silbe verlängert xxx

Reim = Reim

 

 

N.B. Die Betonungen an sich bilden 15 Jamben, anstelle der erwarteten 16ten aber einen Trochäus, wodurch eine pathetische Engführung der Hauptbetonung entsteht.

 

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